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Bei manchen Eltern habe ich das Gefühl, dass sie von einem Elterntraining Wunder erwarten. Sie hören sich an, was ich zu sagen habe, tun sonst aber wenig bis nichts. Klar, dass sich dann auch zu Hause nichts ändert. Denn auch das beste Elterntraining verfügt nicht über Zauberkräfte und problematisches Verhalten von Kindern verschwindet nicht über Nacht.

Im Gegenteil: Es braucht IHREN Einsatz. Lesen Sie, was Sie tun müssen, damit Triple P wirkt!

1. Bleiben Sie ehrlich!

Es ist nicht immer leicht, sich Dinge einzugestehen. Wenn Sie aber wirklich etwas ändern wollen, dann brauchen Sie Klarheit. Was ist Ihr Problem und wie stark/häufig tritt es auf?

Auch mir hilft es sehr, wenn Eltern die Probleme nicht verharmlosen oder gar völlig unter den Tisch kehren. Andere Eltern übertreiben eher, was auch nicht besonders hilfreich ist.

Dabei geht es um das Verhalten sowohl der Kinder als auch der Eltern. Es ist für mich wichtig zu wissen, was Sie schon versucht und getan haben. Selbst, wenn Sie Ihr Kind schon angeschrieen, beleidigt oder geschlagen haben.

Nur wenn Sie offen und ehrlich sind, können wir gemeinsam etwas verändern. Deshalb ist Ehrlichkeit für mich die grundlegende Voraussetzung für ein funktionierendes Elterntraining.

2. Öffnen Sie sich Neuem!

Es braucht eine gewisse Bereitschaft, sich dem Programm wirklich zu öffnen. Nicht alles, was Sie im Kurs hören, wird neu für Sie sein. Zunächst mal ist es wichtig, dass Sie folgenden und ähnliche Gedanken aus Ihrem Kopf verbannen:

Das hab ich alles doch schon versucht – Bei meinem Kind hilft das sowieso nicht.

Manchmal unterscheiden sich die Erziehungsfertigkeiten von Triple P nur in Nuancen von dem, was Sie bislang schon versucht haben. Aber genau darauf kommt es manchmal an.

In einer Radarkontrolle macht es ja auch einen Unterschied, ob Sie 50 oder 55 km/h fahren – dabei sind doch 5 km/h echt nicht viel, oder?

Anderes hingegen wird für Sie völlig neu sein. Und manchmal entsteht der Unterschied dadurch, dass wir verschiedene Erziehungsfertigkeiten zu Strategien zusammen führen.

Bleiben Sie offen und lassen Sie sich überraschen!

3. Seien Sie bereit, SICH zu ändern!

Problematisches Verhalten von Kindern kann nicht entfernt werden, wie ein Blinddarm.

Kinder zeigen ein bestimmtes Verhalten im Allgemeinen, weil sie gelernt haben, dass sich dieses Verhalten lohnt. Warum sollte ein Kind zum Beispiel leiser sprechen, wenn es gelernt hat, dass es alles schneller bekommt, sobald es schreit?

Nur wenn Sie als Eltern bereit sind, sich und Ihr Verhalten zu ändern, wird sich auch das Verhalten Ihrer Kinder ändern.

4. Werden Sie mutig!

Im Kurs höre ich häufiger, dass Eltern eine bestimmte Methode nicht ausprobieren wollen. Dabei stellt sich dann heraus, dass der Grund dafür Angst vor der Reaktion des Kindes ist. Die meisten dieser Eltern befürchten einen Wutanfall. Manche befürchten, Ihr Kind könne sie schlagen, Sachen kaputt machen, davonlaufen, oder…

Damit ist Erziehung nicht mehr möglich.

Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass Eltern standhaft bleiben. Dass sie ruhig bleiben und eine angemessene (!) Konsequenz auf das Verhalten des Kindes folgt.

Welche Möglichkeiten es hier gibt, erarbeiten wir im Kurs.

5. Wappnen Sie sich!

Es wird immer auch Menschen geben, die es nicht gut finden, dass Sie ein Elterntraining absolvieren und Ihr Verhalten ändern wollen.

Da ist vielleicht die eigene Mutter oder Schwiegermutter, die meint, das sei doch alles gar nicht so schlimm, die Probleme würden sich mit Sicherheit „verwachsen“.

Andere geben Ihnen den Ratschlag, dass sie es doch viel billiger haben könnten, wenn es „ab und zu mal eine hinten drauf“ gibt.

Eine gute Freundin hat mit den eigenen Kindern viel größere Probleme als Sie und weiß gar nicht, warum Sie nicht zufrieden sind mit dem Verhalten Ihrer Kinder.

Im Beisein einer Nachbarin klappt die Umsetzung einer neuen Methode nicht und die Nachbarin „hat es ja schon immer gewusst“, dass solche Trainings nichts bringen.

Wappnen Sie sich also gegen Anfeindungen und Zweifel von anderen und halten Sie durch!

6. Haben Sie Geduld!

Problematisches Verhalten des Kindes, Streit und Ärger in der Familie, Wut und Verzweiflung: All das kommt nicht über Nacht, sondern entwickelt sich langsam und stetig.

Zu mir kommen Eltern häufig, wenn die Probleme schon länger bestehen. Zwei, drei oder mehr Jahre sind keine Seltenheit.

Es ist völlig unrealistisch zu glauben, dass sich alle Schwierigkeiten in kürzester Zeit in Luft auflösen. Nein. Auch das wird eine Weile brauchen.

Sie werden zwar recht bald erste Veränderungen feststellen – oft berichten Eltern schon in der zweiten oder dritten Sitzung, dass sich viele Situationen zu Hause entspannt haben.

Eine grundlegende und nachhaltige Veränderung braucht aber mehr Zeit. Das Elterntraining läuft über insgesamt zwölf Wochen. Das hört sich jetzt vielleicht viel an. Auf Ihre gemeinsame Lebenszeit gerechnet, handelt es sich jedoch nur um einen Augenblick.

Gönnen Sie sich und Ihrer Familie diese Zeit!

7. Seien Sie gut zu sich selbst!

Ein Elterntraining macht den Menschen in meinen Kursen meist wirklich Spaß. Es bleibt aber immer auch eines: Anstrengend.

Wir versuchen Verhalten zu ändern, das Sie über Jahre eingeübt haben. Das Sie vielleicht schon von den eigenen Eltern kennen. Das geht nicht so einfach.

In diesen zwölf Wochen (und darüber hinaus) werden Sie viel leisten.

Dabei ist es wichtig, immer wieder auch an sich selbst zu denken. Das ist auch im Elternkurs ein wichtiger Bestandteil.

Deshalb: Seien Sie gut zu sich selbst!

Wenn Sie einen Fehler machen, ist das nicht gleich ein Weltuntergang. Gönnen Sie sich Pausen im Alltag, belohnen Sie sich auch für Teilschritte. Erkennen Sie Ihre Leistungen und die Ihres Partners an. Das ist meist soviel mehr, als Eltern denken.